Montag, 12. Oktober 2009

Trakai


Auf den Rückweg von Vilnuis nach Kaunas sind wir noch nach Trakai, einer alten Wasserburg gefahren. Natürlich haben wir den ganzen Tag in Vilnius verdödelt und sind danach viel zu spät nach Trakai gefahren, was den Vorteil hatte, dass ich dieses touristische Objekt endlich mal anders zu sehen bekam als sonst, nämlich bei Nacht. Noch orgastischer als über den Anblick war meine Freude, als ich auch noch ein nahezu perfektes Foto davon geschossen habe. Ach, wat hatte ich mich da jefreut jehapt, ne!

Aber, bildet euch im Folgenden selbst ein Urteil.

Sonntag, 11. Oktober 2009

Vilus Geburtstag in Sartininkai






Genau wie im letzten Jahr waren wir auch dieses Jahr wieder bei Vilus Geburtstag. Der ist zehn geworden und dazu war die janze Mischpoke eingeladen... was für ein Fest. 
Nun ja, auf dem Weg nach Sartininkai sind wir an der Memel, politisch korrekt auch Nemunas, entlanggefahren. Da wohnt unser lieber Freund Zigmas in Viklija. Ich denke immer, dass dieser Platz einer der schönsten Fleckchen Erde überhaupt ist. Er wohnt so auf einer Anhöhe und wenn es Herbst und Winter ist, oder der Baum mal gestutzt würde, dann hat man einen traumhaften Ausblick auf ein Tal, das der Nemunas durchfließt. Ach, hier ist es so friedlich und schön, dass es mir immer das Herz zerreißt, wenn ich wieder fort muss. 
Dann sind wir weiter zu Robby gefahren. Haben uns auch da einen Kaffe abgeholt und ganz gegen Egidijus Erwartungen, fand er Robby dann später so nett, dass er ihn am liebsten mit seiner Schwester verkuppelt hätte, damit diese nicht als alte Jungfer stirbt. In Litauen ist das nämlich verdammt uncool nicht verheitatet zu sein.
Dann ging es weiter zum Geburtstagfeiern... 
Bei dem ganzen Nippes, den die Litauer so auf ihren Schränken stehen haben, könnte man auch meinen, man sei auf einer Bad-Taste-Party eingeladen. Ach und die Litauer sind einfach herrlich unkompliziert. In der Küche standen große Plastikschüsseln, in denen man eben noch die Füße gebadet oder den Pansen für die Hunde gewaschen hat, um nun die Salatunmengen darin zu verarbeiten. Da läuft einem das Wasser doch im Munde zusammen. 
Oder die Toiletten, in die das man das Papier nicht schmeißt, auch dann nicht wenn man - naja, also eben gar nicht. Es könnte ja verstopfen. Dafür gibt es dann ein Eimerchen, in das man das dann alles reinschmeißt. Was dann mit dem Papier passiert weiß ich nicht. Vielleicht heizen die dann damit das Haus, in dem sie es in den Kamin werfen? Naja, in anderen Ländern heizt man ja auch mit gertocknetem Kameldunk. Andere Länder andere Sitten. Es ist allerdings auch in vielen öffentlichen Gebäuden so. Das ist aber auch ganz praktisch, wenn man die Landessprache nicht spricht und nicht nach den Toiletten fragen kann. Man folgt dann einfach diesem beißenden Geruch. ohhhh fuuuuuu!
Nach diesem kleinen unappetittlichen, aber doch sehr volkskundlichen Exkurs nun wieder zum Geburtstag. Es gab drei warme Gerichte nacheinander mit diversen Salaten und hätten wir uns nicht mit Händen und Füßen gewehrt, so hätten wir auch um Mitternacht noch Schaschlik essen müssen. Ich war der Fahrer und durfte also nichts trinken und dieser Kohlsalat, der zerreißt einem ohne alkoholische Verdauungsunterstützung wirklich das Gedärm. Mit einem Wort, es war grandios und herzlich wie immer und die Familie ist zauberhaft. 
  
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann essen sie noch heute!

Die Ereignisse überschlagen sich - oder erschlagen sie mich?





Ja liebe Leserinnen und Leser: ich kann es selbst kaum glauben bei aller Unseriörität, aber ich bin 30 geworden. Dieses Fest musste natürlich unbedingt begangen werden und so haben wir am Tag meiner Ankunft eine Gästeliste gemacht und zu dritt alle Gäste angerufen. Und natürlich - wie könnte es anders sein, haben wir uns natürlich in dieser WG auch ein Motto ausgedacht. Zunächst drohte alles auf eine Pfarrer- und Flittchenparty  hinauszulaufen... bis wir nach langem Hin und Her uns dann einfach auf Bad-Taste-Party einigen konnten. Rückblickend ist dieses Thema nicht ganz unproblematisch, weil hier in meinen Augen sowieso so Manches bad-taste ist, aber nun war das Thema ja schon beschlossen. Die Gäste gaben sich sichtlich mühe mit den Kostümen und wir haben uns königinnenlich amüsiert. Zu diesem Ereignis kaufte ich mir eigens dafür in einem dieser Plünnenläden einen Polyester-Putzkittel, den bei späterer Anprobe allerdings alle so schick fanden, dass ich noch mit Fettfrisur und Lippenstift einen drauf setzen musste. Das Beste war eigentlich dieses Spiel, bei dem alle einen Begriff erraten müssen, der ohne Worte vorgespielt wird. Das Genialste war nur, dass wir den Spieß umdrehten und die Gäste, die schon da waren, den Begriff bereits kannten und die Zuspätkommer dieses nicht wussten. Diesen wurde der Begriff erläutert und sie mussten ihn vorspielen. Die Gruppe durfte den Begriff - so offensichtlich er auch war, natürlich nicht erraten. Ei, was war das für ein Spaß, als Zigmas sich geschlagene fünf Minuten damit quälte uns zu erklären, dass er eine Giraffe sei... oder Vince eine Henne oder Ausra und Nastute ein Kanguruh. Ist natürlich auch fies und es gibt Gäste, mit denen man solche Spiele besser nicht spielt, weil sie einfach nicht über sich lachen können. 
Es wurde mustergemixt, bis die Schwarte kracht; da gab es hautfarbene Socken zu Sandalen, unpassende Krawatten zu unschicken Hemden aus den 80ern. Man wundert  sich ja immer, was die Leute noch so alles im Schrank haben... könnte ja mal wieder in Mode kommen... man weiß ja nie!
Dann habe ich noch mit Mindaugas ein Duett gesungen "Dein ist mein ganzes Herz" von Léhar und dazu begleitete uns mein Vater am verstimmten Klavier. Ach, zu schade, dass es davon keine Aufnahme gibt. Das war ein so sensationeller Akt. Nun, was soll ich sagen, es war eben wieder eine dieser genialen Parties, wie man sie eben NUR in dieser WG feiern kann...

Pagaliau Lietuvoje - endlich wieder in Litauen

Was kann ich sagen? Ich bin wieder in Litauen. Es ist schön wieder hier zu sein und in meiner WG. ist es lustig wie eh und je - und natürlich auch etwas (genau genommen sehr!) anstrengend. 


Litauen selbst hat allerdings etwas unter der Finanzkrise gelitten. Für die Litauer gab es auch schon bessere Zeiten.  Viele Menschen konnten die Kredite für ihre Häuser nicht mehr bezahlen und mussten sie verkaufen und in den Second-Hand Läden, in denen ich mit Mindaugas immer einkaufe, ist man nun auch nicht mehr so ungestört wie früher. Noch vor einem Jahr konnte man da ungestört in den Schütten rumstöbern, weil sich sowieso fast niemand anders in diese Läden getraut hat - oder nur irgendwelche Penner oder Leute inkognito mit Sonnenbrille, damit sie von ihren Nachbarn oder irgendjemand anders nicht erkannt werden. Nun sind die Leute wieder gezwungen Plünnen zu kaufen, weil ihnen die Kohle ausgegangen ist. UNS war das allerdings noch nie peinlich und wir haben auch immer allen erzählt, wo wir unsere Boss-Hosen für 3 Litas kaufen oder die Pringle-Pullis, die hier gewissermaßen schon Hausmarke sind, für schlappe 2 Litas.... 
Also, in einem Satz: Die Stimmung ist gedrückter hier als früher, was mich natürlich nicht davon abhält trotzdem Spaß zu haben!
Ansonsten ist irgendwie alles wie immer und es ist schön, dass meine Freunde mich hier noch nicht vergessen haben, sondern im Gegenteil - mich wie immer sehnsüchtig erwarten. Mal sehen, wie die zehn Tage kalte Heimat so werden?!
Diesmal habe ich auch meinen Vater im Gepäck, weil es ihm hier bei seinem letzten Besuch so gut gefiel, dass ich ihn unmöglich hätte zu Hause lassen können.